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Feuerwehr Notruf

16. 07. 2018

Bericht aus der Badischen Zeitung

 

HINTERZARTEN. In der Regel eilen sie, um in Not geratenen Menschen zu helfen. Am Freitagabend riefen Mitglieder der Feuerwehr selbst Hilfe. Beim Nachtbummel des Einzelhandels startete die Rettungsorganisation eine kurze Aktion, um auf ihre schwierige personelle Situation aufmerksam zu machen. "Es sollte ein Anstoß sein. Vor allem jüngere Mitbürger sollten überlegen, sich bei uns zu engagieren", sagte Kommandant Erich Steiert.Mit Martinshorn und Blaulicht fuhren sechs Kameraden in Uniform mit einem Tanklöschfahrzeug vor das Hotel Schwarzwaldhof. Gegenüber dem Kurhaus, wo zu diesem Zeitpunkt die Trachtenkapelle beim Nachtbummels aufspielte (die BZ berichtete), imitierten die Kameraden unter Führung von Armin Schweizer eine Rettungsaktion. Mehrere Jugendliche riefen im Hotelgebäude um Hilfe.


Zweck der Übung, so Kommandant Steiert: "Wir möchten das Bewusstsein der Bevölkerung schärfen und die Bedeutung des ehrenamtlichen Dienstes am Nächsten herausstellen." Die Feuerwehren in Baden-Württemberg haben 2017 mehr als 11 000 Menschen gerettet. Die Zahl der bei Brandeinsätzen und technischen Hilfeleistungen in Sicherheit gebrachten Menschen lag etwas unter dem Vorjahr. Laut Statistik des Innenministeriums zufolge konnten 1549 Opfer (2016: 1368) nur noch tot geborgen werden.


"Die Altersgruppe zwischen 20 und 30 Jahre ist nur dünn besetzt."

 

Kommandant Erich Steiert
 

Das Durchschnittsalter der Aktiven bei der seit mehr als 100 Jahren bestehenden Feuerwehr Hinterzarten liegt aktuell bei 41 Jahren: "Die Altersgruppe zwischen 20 und 30 Jahre ist nur dünn besetzt." Im Hinblick auf die Zukunft plagen den 52-jährigen Hauptbrandmeister einige Sorgen: "Wir brauchen dringend junge, engagierte Frauen und Männer, um unsere Aufgaben zuverlässig erfüllen zu können."

Die Jugendwehr zähle derzeit zehn Mitglieder. Erfahrungsgemäß blieben aufgrund von Schule, Studium und Beruf längst nicht alle der Wehr erhalten.

 

Diese schwierige Situation hatte Oberlöschmeister Otto Tritschler auf die Idee für die ungewöhnliche Übung gebracht. Beim Nachtbummel flanieren Hunderte Menschen durch das Ortszentrum: "Diese wollten wir auf unsere Lage aufmerksam machen", so Tritschler.Schließlich riefen alle bei Unfällen oder Bränden nach Hilfe: "Aber um den Dienst am Nächsten gewährleisten zu können, brauchen wir eine ausreichende Zahl gut ausgebildeter Retter." Gemeinsam mit Armin Schweizer und weiteren fünf Kameraden setzte der Gruppenführer das Vorhaben um.
 

Dabei verzichteten sie auf spektakuläre Aktionen am und im Haus. Stattdessen bauten sie auf dem Gehweg Warntafeln auf, beschriftet mit üblichen Ausreden: "Muss arbeiten", "Wieso ich?", "Lieber chillen", "Usred oder kei Luscht" oder auch "Bin im Urlaub". Auf einer Tafel stand zusammengefasst die Mahnung: "Wann brauchst Du Hilfe?", "Komm als Retter und Helfer" und "Ehrenamt rettet Leben". "Es sollte ein kleiner Anstoß sein. Die Bevölkerung muss sich Gedanken über die Zukunft der Wehr machen", sagte Kommandant Erich Steiert.